14.02.2014

Kunden

Warum sind Sie bei mir Kunde/Kundin?

Ein kleiner Exkurs in die Psychotherapie: Traditionell wird in der Medizin und auch in der Psychotherapie von Patientinnen und Patienten gesprochen. Auf der anderen Seite stehen Ärzte und Therapeuten. Inzwischen gibt es einige Bereiche der Psychotherapie, in denen die Bezeichnung PatientIn als nicht hilfreich gesehen wird, da dieses sogenannte medizinische Modell „eine hierarchische Rollenverteilung impliziert, bei dem der Arzt als aktiver Experte auftritt, während sich der Patient passiv in eine Krankenrolle begibt und seine Verantwortung abgibt“.1 Nachdem von den „Hilfesuchenden“ vielmehr die Übernahme einer aktiven Rolle erwartet wird, wird der Begriff der Klientin bzw. des Klienten bevorzugt.

In der systemischen Therapie und Beratung wird noch einen Schritt weiter gegangen. Für den Psychologen Jürgen Hargens ist Therapie und Beratung ein „soziales Unternehmen“ bei dem er die unterschiedlichen Kompetenzen der beteiligten Personen als gleichberechtigt sieht.2 Es geht nicht um die Diagnose eines Mangels, sondern um das Erforschen/Erkunden von Ressourcen. Es geht nicht um Behandlung, sondern um Konversation. Die „Hilfesuchenden“ sind ExpertInnen für das, was sie wollen; was „richtig“ und „gesund“ ist bestimmt nicht der Therapeut. In einem „Konzept der Kundigkeit“ wird allen Beteiligten ihre jeweilige Kundigkeit anerkannt. Diese Änderung der Perspektive wirkt sich auch auf die Sprache aus, weswegen Hargens nicht von Klientinnen und Klienten sondern von Kundinnen und Kunden spricht.

Sehr schön fasst es der Psychologe Kurt Ludewig zusammen: „Der Der Begriff »Kunde« ist eine sinnvolle Alternative zu »Patient« (der Leidende oder Duldende) und »Klient« (der Schutzbefohlene). Aufgrund der althochdeutschen Wortstämme »kund« (gewußt, bekannt) und »kundo« (Bekannter, Einheimischer) betont er Autonomie und Mitwirkung: Der Kunde weiß, was ihm fehlt, was er will und vor allem, was ihm hilft."3

Coaching ist keine Therapie. Im Coaching sitzen mir ausschließlich Menschen gegenüber, die erfolgreich, fähig und kundig sind. Deshalb sind Sie bei mir Kunde und Kundin.

Also: Nutzen Sie Ihre Kundigkeit um in einem Coaching Ihre Möglichkeiten zu erweitern. Ich freue mich auf Sie!

Herzlichst Ihre Kirsten Hilsenbeck



Literatur:

1 Kanfer, Frederick H. / Reinecker, H. / Schmelzer, Dieter (2006): Selbstmanagement-Therapie. Ein Lehrbuch für die klinische Praxis. Heidelberg: Springer Medizin Verlag, S. 65

2 vgl. Hargens, Jürgen (1993): KundIn, KundigE, KundschafterIn. Gedanken zur Grundlegung eines „helfenden Zugangs“. In: Zeitschrift für systemische Therapie, 11 (1), S. 14-20

3 Ludewig, Kurt (1997, 4. Auflage): Systemische Therapie. Grundlagen klinischer Theorie und Praxis. Stuttgart: Klett-Cotta, S. 195

 

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